"Don't make me sad. Don't make me cry..."
Sweet war damals drei Jahre alt und auf einem Schiff, als sie ihn kennen lernte. Kallas.
Schnell folgte sie dem Duft ihrer Besitzerin, hinauf zum Deck. Überall waren Menschen, sie waren alle älter. Irgendwie komisch. Aber ihre Besitzerin war neunundzwanzig. Sweet setzte hastig einen Schritt nach dem Anderen und blieb dicht hinter ihrer Besitzerin. Ihre Besitzerin konnte es kaum abwarten ihren Mann in die Arme schließen. Und hätte Sweet gewusst, dass dort auch ihre große Liebe warten würde, hätte sie sich wenigstens die Haare von ihrer Besitzerin machen lassen. Und da stand er. Er war auch ein Golden Retriever. Er war deutlich größer als sie und sein gold-weißes Haar war kurz. Mit stolzen, aber doch freundlichen Blick hatte er nach irgendetwas gesucht, was es jedoch war, weiß Sweetheart bis heute nicht. Dann schlossen sie sich in ihre Arme und küssten sich. Sweet blickte hinauf zu ihrer Besitzerin, wie es auch Kallas tat. "Und du bist also Sweetheart...", er hatte sie angeschaut und lächelte. Sweet nickte, ihr Herz pochte heftig. "Ja, das bin ich. Und du bist Kallas? Schön dich kennen zu lernen!". Er lächelte und rückte zu ihr, damit Sweets Besitzerin enger an ihren Mann konnte. "Ja, genau. Du, weißt du was? Ich zeig dir mal was..", ohne abzuwarten, wie Sweet reagieren würde, drückte er sie mit seiner Schnauze auf ihren Rücken. "Dazu müssen wir aber ans andere Ende.", meinte er er und entfernte seine Nase wieder von ihrem Rücken. Dann fing er an zu laufen. Sweet folgte ihm.
Am anderen Ende angekommen, raubte es ihr dem Atem. Es war wunderschön. Was sie sah, war atemberaubendes Farbspektakel. Wie die Sonne langsam unterging und die warmen Farben sich im ruhigen Meer spiegelten. Rot. Rosa. Organe. Gelb. Und alles umgeben von einem hellen blau. Sweet konnte kaum was sagen, merkte auch gar nicht, dass Kallas sie beobachtete und lächelte. Es kam ihr vor, als würde sie ihn ewig kennen. Erging es ihm auch so? Er rückte näher. Sweetheart blickte ihn an, war etwas verwirrt und überrascht. Sie kannten sich knappe drei Minuten und ihr Herz schlug schon höher, als sie ihn erblickte. Sie lächelte und lehnte ihren Kopf an seiner straken Schulter..

Die Besitzer von Kallas und Sweetheart zogen zusammen. Amerika war das Ziel. Um genauer zu sein Kalifornieen. Fünf Jahre wohnten sie zusammen, Sweet und Kallas bekamen Nachwuchs und es schien perfekt. Man muss erwähnen, dass Kallas und sein Besitzer als Polizisten tätig waren und Drogendealer auf den Fersen waren.
Was ist los? Wieso weint sie? Wieso? Sweet ging näher an die weinende und schluchzende Frau. Ihre geliebte Besitzerin. Es war schon sehr dunkel und Sweet wunderte sich schon, wo die Männer waren. Aber als die zitternde Hand ihr Fell berührte, Sweet am Kopf massierte, wusste sie, dass etwas nicht stimmen würde. Was ist los?! Nein. Nein. Nein. Sie schüttelte ihren Kopf. Es wird doch nichts mit Kallas zu tun haben! Nein. Nein. NEIN. N E I N. Kallas! Sie wurde aus ihren Gedanken geweckt, als ihre Besitzerin laut schluchzte und dabei nach einem Taschentuch griff. Nein. Nein. Nein.
Ein Polizeiwagen hielt vor dem Haus und die Lichter blinkten furchtbar grell. Vorher war es Sweetheart gar nicht aufgefallen, dass sie Lichter so schmerzend waren. Ihr Nachwuchs winselte. Es klingelte. Die Besitzerin schluchzte und Sweetheart stand immer noch fassungslos neben dem roten Sofa. Sie blickte in die Leere...

Jeden Tag blickte sie aus dem Fenster. Jedes Mal hoffte sie, dass sie ihren Kallas fühlen konnte. Seine Liebe. Dass sie ihn spüren konnte. Aber da war nichts. Kein Kallas. Keine Liebe. Eine furchtbare Leere. Jeden Tag blickte sie hinaus. Aber sie weiß, dass er nicht mehr kommen wird. Nie wieder. Nie wieder wird sie ihn fühlen. Nie wieder wird er sie lieben können. Nie wieder wird die seinen Duft riechen können. Nie wieder. Nie wieder würde er seine Schnauze sanft ihren ihren Rücken drücken. Nie wieder. Nie, nie wieder.
~ ~ ~ ~ ~ ~ SICHT KALLAS ~ ~ ~ ~ ~ ~
Ich habe lange gewartet, aber da kam niemand. Mein Besitzer war ganz aufgeregt. Seine Blumen und den Ring hatte er sogar in seiner Kabine vergessen. War es für seine Frau? Und dann kam sie. Nicht seine Frau - ja, sie kam auch. Aber das interessierte mich nicht. Noch nicht. Was mich interessierte war sie Kleine neben ihr. Sie war wunderschön. ihr sattes Gelb und ihre langen Haaren. Sie war wunderschön. Sweetheart. Das Herz, dass mich süßer werden lässt. Ich merkte kaum, dass ich vor mich hinlächelte. War ich verliebt? Pha. Das geht doch gar nicht. Liebe auf den ersten Blick. Haha. Und schon gar nicht bei Hunden. Aber nein, sieh doch. Sie lächelt mich an. Oh mein Gott, ich liebe sie...
Ich führte sie zu dem wunderschönen Ort, der so wunderschön wie sie war. Wie sie den Sonnenuntergang ansah. Sie wunderschön. Ich rückte sie ihr und blickte hinauf aufs glitzernde Meer. Und ab da wusste ich, dass ich verliebt war. Sie war und ist bis in alle Ewigkeit meine Sweetheart...

Es war irgendwie anders. Mein Herrchen ging in das Lokal und irgendwie sagte mir irgendwas, dass ich da raus soll. Irgendwas schrie: 'VERPISS DICH! DEINE FAMILIE BRAUCHT DICH!'. Aber ich hörte nicht. Ein paar Minuten später rannte ich um mein Leben, sowie auch mein Herrchen. Ich dachte nur an Sweet. Nur an sie. Wie ich immer an sie dachte. Immer. Jeden Tag. Sie verstand doch gar nicht, wie sehr ich sie liebe. Ich rannte die stockdunkle Gasse hinunter und dicht hinter mir war mein Herrchen. Hinter uns waren drei Menschen und ihre fünf Hunde. Ein Dobermann, ein Pitbull und ein Schäferhund. Plötzlich fiel mein Herrchen zu Boden und zugleich fiel ein Schuss. Päng. Sofort stürmte der Dobermann und der Pitbull auf mein Herrchen, meine Augen weiteten sich. Ich wollte stehen bleiben, aber ich konnte nicht. Plötzlich spielte sich mein Leben in meinem inneren Auge ab. Wie mein Besitzer mich mit der Flasche auszog. Wie er mich immer anlächelte. Wie er mich in sein Bett ließ. Wie wir zusammen tollten und spielten. Wie ich ihn seine Schuhe vollpinkelte. Wie ich die Wände zerkratze. WIe ich meine Sweet kennen lernte. Wie ich sah, wie meine Babys geboren wurde. Wie meine zwei Besitzer strahlten und wie sie strahlte. Wie ihre Augen funkelten. Wie sie immer funkelten. Sweet.
Ich merkte den Schuss gar nicht. In meinem Kopf. Sofort fiel ich zu Boden und der Schäferhund sprang auf mich. Ich weiß nicht, was diese furchtbaren Menschen mit ihren Hunden gemacht haben, aber sie haben sie versaut. Der Schäferhund biss zu. In meinen Hals. Knack. Merkte er nicht, dass ich tot war? Bis an meinem Tod dachte ich an Sweet. Liebte ich sie. Und noch lange weiter, werde ich sie lieben. Ich werde sie immer lieben. Ich werde ihr eine neue Liebe gönnen. Denn ich will, dass sie glücklich ist.

"Don't make me sad. Don't make me cry..."